Fördermöglichkeiten und Maßnahmen bei Kindern mit
Schwierigkeiten im Sozialverhalten


Andere Wahrnehmung von Fehlverhalten

Soziale Bedingtheit von Fehlverhalten

Permanente Ziele

Positives Selbstbild

Grenzen und Regeln

Reaktionen auf Fehlverhalten

Verkürzte Unterrichtszeit

Unstrukturierte Situationen

Protokolle

Ideen für die Wiedergutmachung

 

 

 

  Andere Wahrnehmung von Fehlverhalten
Ein nicht den Normen entsprechendes Sozialverhalten sollte nicht als "böse" oder gegen die MitschülerInnen/Erwachsenen gerichtet gewertet sondern gesehen werden als: 
- eine unterentwickelte Übernahme der Normen aufgrund von Unkenntnis, fehlender Erfahrung
oder elterlicher Unterforderung,
- eine Folge von neuropsychologischen Störungen
- eine Abwehrreaktion von traumatisierenden Erlebnissen oder Zuständen im Sinne eines nonverbalen Schreies nach Hilfe und damit als „positives“ Zeichen zu verstehen, dass das Kind noch hofft, wahrgenommen zu werden.
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Kommentare und Links:
Diese Ausführungen sind alle auf die Grundschule bezogen und müssen entsprechend "umgedacht" werden. Die Ausführungen scheinen mir dennoch sehr brauchbar zu sein.
 

Soziale Bedingtheit von Fehlverhalten berücksichtigen
Durch Hinterfragen bis hin zur Supervision haben die betroffenen Erwachsenen immer wieder zu klären, inwieweit sie selbst oder die Lerngruppe in der Situation die vorhandene Interaktionsstörung verstärken oder entlasten. Unterstützt die Gruppe das Verhalten als "Sündenbock" oder "Klassenclown", um sich selbst als ,,brav“ zu erleben oder benutzt sie das Kind als „Außenseiter“ auf Kosten des Einzelnen oder reizen sie das aggressive Verhalten des Kindes heraus (Macht über Einzelnen), wollen sie sich vielleicht durch Beschuldigen bei der Lehrkraft einschmeicheln“?
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Permanente Ziele
Mehrere Ziele sind wichtig, die ständig auch im Unterricht durch Spiele, Entspannungs- und Konzentrationsübungen u.ä. „eingeübt“ werden sollen.
 - Sensibilisierung der Wahrnehmung von inneren und äußeren Vorgängen
- Körperbewusstsein fördern
- sprachliche, bildnerische und mimische Ausdrucksfähigkeit schulen
- Erwerb von Problemlösungsstrategien durch Rollenspiel, Identifikationsgeschichten...
- Regelbewusstsein über Spiele, Sport usw. aufbauen 
Diese Ziele zu erreichen, liegt nicht in der alleinigen Verantwortung des Klassenlehrers/der Klassenlehrerin, hier hat in Form von Klassenkonferenzen eine gegenseitige Beratung der Lehrkräfte zu erfolgen, zu der auch Außenstehende hinzugezogen werden können.
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Positives Selbstbild
Dem Aufbau eines positiven Selbstbildes ist Priorität zu geben., d.h. es sollten alle Ansätze zu einem normgerechten Verhalten gewürdigt, evtl. durch sichtbare Zeichen verstärkt werden. Außerdem sollte auch in der Behandlung von Geschichten, bei Spielen und Projekten für die Kinder die Chance bestehen, sich ihre positiven Anteile bewusst zu machen. Dazu können auch ritualisierte Rückblicke auf eine umrissene Zeit dienen, damit das Kind immer wieder erlebt, dass es doch etwas „geschafft hat“. Auch die Übertragung von Verantwortung für Sachen, Personen, ... ist hilfreich. Außerdem sollte es viele Anlässe geben, bei denen sich das Kind immer wieder positiv für die Gruppe darstellen bzw. einbringen kann, z.B. am „Zeige- und Erzähltag“ (über Hobbys, besondere Erlebnisse ein Buch, ein Spiel eine CD, ein gebasteltes Modell, über ein Poster, über ein bestimmtes Nahrungsmittel usw. ) oder etwa in der Klasse vorführen (z.B. ein Tanz, ein Lied, ein Gedicht ) durch Mitbringen von Material. Übernahme eines festen Dienstes, über dessen Ausführung regelmäßig Rückmeldung gegeben werden muss oder z.B. als Helfer für ein anderes Kind, evtl. in ersten Schuljahr usw..
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Grenzen und Regeln
Ganz wichtig ist, dass für alle Kinder deutlich wird, dass es Grenzen und Regeln gibt, dass diese aber nicht nur für das bestimmte Kind gelten, sondern für alle und auch nichts mit einem Hierarchiegefälle von Erwachsenen zum Kind zu tun haben, sondern für das Wohlfühlen und das Zusammenleben in einer Gruppe notwendig sind. Dabei ist es wichtig, dass diese Regeln deutlich ausgesprochen werden, und auch die Mitschüler lernen, sich immer wieder eindeutig verbal zu äußern, wenn sie mit dem Verhalten des Kindes nicht einverstanden sind bzw. welche Regeln sie für eine gemeinsame Tätigkeit anerkannt wissen wollen.
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Reaktionen auf Fehlverhalten
Ist das Fehlverhalten so gewichtig, dass es nicht übersehen werden darf, sollten "Eingriffe" gestuft erfolgen. Dabei ist es grundsätzlich empfehlenswert gleich zu Beginn auf ein nicht erwünschtes Verhalten eines Kindes oder einer Klasse zu reagieren, da man dann noch ungereizt und freundlich agieren kann. Eine zu späte Reaktion - und dann meist verärgert, wenn man das Verhalten nicht mehr ertragen kann oder es sich steigert, - führt bei Kindern oft dazu, dass sie sich ungerecht behandelt fühlen, ist doch die Male davor das Verhalten nicht beanstandet worden. 
Dies kann geschehen durch:
- durch nonverbale Signale (damit nicht immer alle anderen einbezogen sind)
- körperliche Nähe bis hin zum Kontakt (Hand beruhigend auf die Schulter legen, sich neben das Kind stellen, das Kind neben sich setzen ... Achtung von manchen Kindern abgelehnt!)
- leises Gespräch mit zugewandter Stimme
- nicht das Fehlverhalten benennen, sondern die eventuell dahinterliegende Motivation verständnisvoll kommentieren („Hast du hiermit Probleme, soll ich dir vielleicht noch mal etwas zeigen?“, „Hast du jetzt gemeint, die anderen hätten über dich gelacht?“, Gefühle der Unzufriedenheit ausdrücken lassen bzw. dem Schüler/der Schülerin helfen, dass er formulieren kann, was ihm nicht passt. Dabei aber nicht Gefahr laufen, sofort sich als Lehrkraft zu rechtfertigen und damit die Beschwerde abzuwürgen.)
- durch eine unerwartete Ablenkung oder Humor dem Kind aus seiner negativen Gefühlswelt helfen, wobei es sein muss, dass alle darüber lachen können und dies nicht auf Kosten eines Einzelnen geht
- durch Umstrukturierung der Situation, ohne dass eine Schuldzuweisung erfolgt (Thema wechseln, Unterrichtsform verändern, einen anderen Platz aussuchen lassen...)
- durch einen direkten Appell, um die inneren Kontrollen des Kindes zu aktivieren und so die Selbststeuerung des Kindes zu mehren, dabei ist darauf zu achten, dass das Kind nicht "sein Gesicht verliert"
- die eigenen Betroffenheit sichtbar machen, das Erschrecken, das wütend oder gekränkt sein, damit das Kind merkt, was sein Verhalten für eine Wirkung erzielt
- dem Kind befreiende Bewegungen erlauben (aufzustehen, mal über den Hof zu laufen, eine Kurzgymnastik durchzuführen usw.)
Herausnehmen aus einer Situation, d.h. mit dem Kind die Klasse verlassen. Es ist unbedingt wichtig, dass dies auf ruhige, nicht feindselige Art und Weise geschieht, da sonst die Beziehung zum Kind gefährdet werden kann! Es muss für das Kind deutlich sein, dass dies nicht als Strafe, sondern als Hilfe gemeint ist, um die Situation zu deeskalieren. Dabei muss auch an die Aufsichtspflicht gedacht werden. Vielleicht ist es möglich,. dass das Kind nach vorheriger Absprache mit anderen Kollegen in einer anderen Klasse weiterarbeitet – nochmals wichtig – nicht als Strafe, sondern mit der Begründung, dass bei beiden Beteiligten inzwischen die Emotionen „hochkochen“ und es notwendig ist, sich zu trennen, die Lehrkraft aber - weil sie den Unterricht in der Klasse aufrecht erhalten muss – den Raum nicht verlassen kann.
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Schriftliche Absprachen
Schriftliche Absprachen mit dem Kind über kleine Schritte zu dem gewünschten Verhalten treffen, und deren Erreichung täglich mit dem Kind besprechen, evtl. mit Verstärker (eine Murmel in ein Glas, wenn das Glas voll ist ein bestimmtes positives Ereignis für das Kind eintreten lassen oder ein Geschenk geben, das kann auch in Absprache mit den Eltern erfolgen.)

Sogenannte "Wiedergutmachungsgespräche mit dem Opfer" führen, bei denen mit dem Kind und dem betroffenen Kind Wiedergutmachungsvereinbahrungen beschlossen werden.
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Abreagieren
Für das Kind ungefährliche Aggressionsabreaktionsmöglichkeiten festlegen (Luftballons aufblasen bis zum platzen, Papier zerknäulen, Kissen werfen oder darauf schlagen, Punchingball, rennen, usw., siehe auch von Rosemarie Portmann "Spiele zum Umgang mit Aggressionen" im Don Bosco Verlag).
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Verkürzte Unterrichtszeit
In Absprache mit den Eltern und der Schulleitung die tägliche Unterrichtszeit verkürzen. Zeigt es sich zum Beispiel, dass ein Kind im Normalfall nur die Zeit bis zur großen Pause durchhält, danach aber massiv aggressiv wird, ist es möglich, das Kind eine Zeit lang nur in diesem verkürzten Zeitrahmen am Unterricht teilnehmen zu lassen. Dies sollte aber gleichzeitig benutzt werden zur massiven Erforschung der Ursachen und zur Ausschöpfung von Möglichkeiten zur Behebung des Fehlverhaltens durch Einschaltung außerschulischer Kooperationspartner. Auch muss in dem Förderplan festgehalten werden, welche schulischen Maßnahmen zur Unterstützung des Kindes und zur Förderung seines sozialen Verhaltens getroffen werden, um seine Anwesenheit kontinuierlich wieder auszuweiten.
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Unstrukturierte Situationen
Fällt ein Kind besonders in unstrukturierten Situationen, wie z.B. der Hofpause auf, kann es sinnvoll sein, es zeitweise die Pause alleine oder mit ausgesuchten Partnern in einem Vorraum, oder im Klassenraum (Achtung Aufsichtspflicht!) verbringen zu lassen. Auch hier steht die Lerngruppe in der Verantwortung, dass das Kind in die Spiele mit eingebunden und eventuell vor Angriffen Schüler anderer Klassen geschützt wird (Patensystem). Hilfreich kann es auch sein, vor jeder Pause kurz mit dem Kind die Gestaltung seiner Pause zu besprechen.
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Protokolle
Ältere Schüler und Schülerinnen (ca. ab dem 2.Hj. 3.Schuljahr) können auch hin und wieder bei besonders aggressiven Vorfällen Protokolle darüber anfertigen. Das kann formlos geschehen oder anhand eines Fragekatalogs. Diese Berichte müssen dann aber mit dem Kind "durchgearbeitet" werden. Sinnvoll ist es auch, wenn mehrere beteiligt sind, dass nicht das Kind allein das Protokoll zu schreiben hat, sondern die anderen betroffenen auch (Gerechtigkeit!) und dies dann ggf. im Klassengesprächskreis ausgewertet wird. Damit ist auch ein hervorragender Einstieg in unterschiedliche Wahrnehmungen und Verarbeitung von Gefühlen möglich.
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Ideen, was ein Kind der Klasse Gutes tun kann, wenn es der Klasse geschadet hat
- eine Geschichte für die Informationswand erfinden
- ein Gedicht auswendig lernen und vor der Klasse aufsagen
- ein schönes Bild für den Klassenraum oder für den Flur zum Aushängen malen
- Abfall vom Hof oder in den Gängen aufsammeln 
- nach dem Unterricht in der Schule bleiben, um der Lehrerin/der Reinemachefrau o.ä. zu helfen (nur kurze Zeit, damit Eltern nicht warten müssen! oder Eltern vorher informieren)
 - Material zum Sachkundethema
- Witze für die Informationswand ausschneiden und abschreiben
- Jacken auf dem Flur nach der Pause aufräumen
- aufpassen, dass nichts im Klassenraum vergessen und sie daran erinnern
- bei den Diensten zusätzlich Hilfe anbieten
- MitschülerInnen zu sich nach Hause einladen, mit denen man nicht befreundet ist.
- auf dem Schulhof Kinder zum Mitspielen einladen, die alleine herumstehen und sich langweilen
- Schülern/Schülerinnen aus dem 1. Schuljahr zeigen, was es alles auf dem Schulhof zu spielen gibt
- MitschülerInnen beim Ordnen ihrer Mappen helfen
- sich ein Quiz zum Sachkundethema ausdenken oder aufschreiben
- für das Klassentagebuch einen Aufsatz schreiben
- für einen kranken Mitschüler oder Mitschülerin einen Brief schreiben
- in freier Arbeit mit anderen Schülern/Schülerinnen üben, die darum gebeten haben

und, und, und !!!

Die Anwendung der Verordnung über das Verfahren bei Ordnungsmaßnahmen kann nur Endpunkt einer langen Reihe von pädagogischen Maßnahmen sein.

Hier sind nur wenige Beispiele für Hauptschüler geeignet, es werden aber viele unkonventionelle Anregungen geboten.
 
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